Mein Weg: Vom Burnout in die Selbstständigkeit

ACHTUNG: TABUTHEMA DEPRESSION.

Heute spreche ich mal ein sehr persönliches Thema an, das mir sehr nahe geht und am Herzen liegt. Es ist wichtig, über so „private“ Themen zu sprechen, denn ich kenne alleine in meinem Umfeld einige, die entweder bereits ein Burnout haben oder kurz davor stehen, es aber wie ich nicht sehen wollen/können, weil sie die Anzeichen nicht kennen. Nur wenn wir offen mit solchen Themen umgehen und die Tabuisierung der „unsichtbaren“ Krankheit endlich lassen, können wir unseren Mitmenschen helfen.

Zu meiner Geschichte: Vor vier Jahren bin ich in meiner damaligen Festanstellung depressiv geworden, hatte ein Burnout. Nach 6 Wochen habe ich mich dazu entschieden, meinen Job zu kündigen und den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Allerdings nicht als Designerin, der Job wurde mir erst mal vermiest 😉

Ging es mir damit besser? Ja, viel. Habe ich es zu dem Zeitpunkt überwunden? Nein, noch lange nicht, aber lasst mich euch mal die Anzeichen der Depression näher bringen, denn die haben sich schon fast ein Jahr vorher gezeigt:

  1. Ich hatte immer ein gutes Immunsystem, in der Zeit vor dem Burnout war ich jedoch ständig krank. Am Anfang habe ich jede Erkältung mitgenommen, später lag ich grob alle 4-6 Wochen mindestens eine Woche richtig flach.
  2. Ich habe meinen Optimismus und meine gute Laune verloren. Wer mich persönlich kennt, weiß, dass das zwei meiner Stärken sind. Doch statt gut gelaunt zu sein, war ich schnell von allem genervt, überfordert und gereizt. Ich habe alles negativ gesehen, auch wenn es eigentlich gar nicht so schlimm war.
  3. Meine Gereiztheit, eben schon angesprochen – aber wenn man mich im falschen Moment gestört hat, bin ich an die Decke gegangen. Grund waren die Überforderung mit allem, die negative Teufelsspirale.
  4. Ich war immer müde und konnte doch nicht schlafen. Je unglücklicher ich wurde, um so schlechter schlief ich. Das Gedankenkarussell drehte sich immer weiter und weiter, die Gedanken, die Stimmung wurden immer düsterer. Der Schlaf immer weniger.
  5. Jede noch so kleine Tätigkeit hat mich überfordert, war mir zu viel. Spülmaschine ausräumen? Wäsche falten? Mit dem Hund gehen? Eigentlich wollte ich nur auf die Couch und mich berieseln lassen, aber nicht mal dafür war ich aufnahmefähig. Mein Kopf war so überlastet, dass ich oft einfach nur auf einen schwarzen Bildschirm gestarrt habe.
  6. Irgendwann wurde mir selbst das Aufstehen zu viel, die Kraft war endgültig weg. Ich KONNTE nicht aufstehen. Ich wusste nicht wie. Das war der beängstigendste Moment in meinem Leben, da wusste ich, dass sich was ändern musste.

ACHTUNG: Wer sich in einem oder mehreren der Punkte wiedererkannt hat, sollte sich bitte bitte rechtzeitig professionelle UND GUTE Hilfe suchen. Sucht euch rechtzeitig jemanden, der euch zuhört, der euch ernst nimmt und der euch Methoden an die Hand gibt, wie ihr niemals in meine Situation kommt. Nur weil es bei mir geholfen hat, mich selbst da rauszumanövrieren, würde ich es nicht empfehlen. Es hätte auch schiefgehen können und ich hatte im Nachhinein bis Anfang des Jahres noch daran zu knabbern!

Wenn man gefühlt ganz unten ist, gibt es nur noch eine Richtung: Nach oben!

Ich musste mir leider selbst aus dieser Situation helfen – das hat mich echt Überwindung gekostet. Mein großes Glück war, dass ich zwei teure Fotografieworkshops gebucht hatte, denn obwohl ich mehrmals kurz davor war, einfach nicht hinzugehen, so war der finanzielle Verlust doch zu schmerzhaft und ich habe mich doch dazu entschieden, hinzugehen.

Diese Workshops haben mir Perspektive gegeben, sie haben mir einen Weg gezeigt, wie ich es aus meinem Job heraus schaffen könnte, wie ich wieder glücklich sein kann. Denn die Fotografie hat mich SO glücklich gemacht!

Ich habe wieder Energie bekommen und kam langsam aus dem Burnout raus, beim zweiten Worksho habe ich dann die Entscheidung getroffen, zu kündigen und ab da hatte ich für den Moment absolut kein Problem mehr mit dem Burnout. Ich hatte eine neue Perspektive, etwas, worauf ich mich freuen konnte!

Die letzten Jahre waren ein stetiges Auf und Ab, ständig bin ich wieder leicht in die Depression gerutscht, weil ich sie nie richtig verarbeitet habe. Dazu kommt noch, dass ich die typische Introvertierte und noch dazu hochsensibel bin. Unter Menschen zu sein, ist für mich einfach extrem anstrengend. Ich mag es total gerne, auch mal alleine stundenlang an einem Ort zu sitzen, in die Ferne zu gucken und zu träumen. Da fühl ich mich wohl. Oder mit meinem Inner Circle, den Menschen, die mir Kraft geben, statt sie zu nehmen. Als Hochsensible empfindet man noch dazu alles intensiver (feine Antennen haben aber auch Vorteile ;)), was es mit einer Depression, die einem seit der Pubertät nachhängt nicht leichter macht.

Ich musste lernen, mich zu akzeptieren und zu lieben.

Was MIR tatsächlich jetzt primär dabei geholfen hat, da rauszukommen, waren verschiedene Dinge (bei dir kann es anders sein!).

Als allererstes: Ich musste zurück zu meinem Optimismus finden, musste wieder positiv denken. Ich musste lernen, mich selbst so anzunehmen, wie ich bin, und mich so zu lieben. Das war für mich immer ein großes Thema! Einfach war es nicht, in den letzten Jahren hatte ich mir das negative Denken – vor allem über mich selbst – so antrainiert, dass es wirklich ein ganzes Jahr gebraucht hat, bis ich mich selbst im Spiegel angucken konnte, all meine Fehler anzunehmen, sowohl die angeborenen als auch die Fehler, die ich mache. Denn sind wir mal ehrlich: Fehler machen ist GEIL. Das musste ich erst mal lernen. Fehler zu machen gehört zum Leben dazu, nur durch Fehler lernen wir!

In school we learn that mistakes are bad, and we are punished for making them. Yet, if you look at the way humans are designed to learn, we learn by making mistakes. We learn to walk by falling down. If we never fell down, we would never walk.
– Robert T. Kiyosaki "Rich Dad, Poor Dad"

Was mir in diesem Zuge auch sehr geholfen hat, ist mein Vertrauen ins Schicksal/Universum. Ich habe oft Dinge in Frage gestellt, zu Beginn meiner Selbstständigkeit hatte ich jedoch einen großen Moment der Klarheit: Alles, was uns im Leben geschieht, muss genau so passieren, denn es macht uns zu dem Menschen, der wir heute sind. Es macht uns stärker, weiser und bereit für die nächste Herausforderung.

Hätte ich das Burnout nicht bekommen, hätte ich NIEMALS meinen Job gekündigt. Dafür ist mir als Kind die Sicherheit eines unbefristeten Jobs und einem regelmäßigen Einkommen zu sehr eingeimpft worden. Ganz, ganz viele falsche Entscheidungen, falsche Menschen, die meinen Weg gekreuzt haben und mir echt das Herz mehrmals in Stücke gebrochen haben, haben mich auf diesen Weg vorbereitet. Wären diese Dinge nicht passiert, wäre ich nun niemals der Mensch, der ich heute bin, und wäre niemals da, wo ich jetzt bin. Und ich bin ehrlich: Ich LIEBE es hier 😉

Ich musste außerdem dringend herausfinden, WER ich bin, wo ich hinmöchte, was mein Herzensthema ist, was mir Energie gibt, statt sie zu nehmen. Das ist nicht ganz einfach, ich kann dir als Personal Branding Expertin Fragen an die Hand geben, wie du das herausfinden kannst und gemeinsam können wir auch ein bisschen graben, aber die Hauptarbeit musst du leisten, denn du musst wirklich GNADENLOS ehrlich zu dir sein.

Ich habe vor allem dieses Jahr gelernt, dass das leider nicht die Fotografie ist (zumindest nicht in der Form, in der ich sie bisher verfolgt habe). Als Hochzeitsfotografin ist man in der Regel immer unter vielen Menschen (HILFE), was mir leider immer mehr Energie genommen hat als mir zu geben. Der Herzensjob sollte jedoch Energie GEBEN! Für mich habe ich herausgefunden, dass das bei der Fotografie die Elopements, also die kleinen, intimen und ganz individuellen Hochzeiten draußen in der Natur gepaart mit einem grandiosen, unvergesslichen Abenteuer.

Außerdem habe ich den Weg zurück zu meinen Wurzeln gewagt: Dem Design. In all den Jahren hat es mich einfach nicht losgelassen, weil es ein großes Thema für mich ist und schon immer war. Doch einfache Logo- & Webseitenerstellung war nicht das, was mein Herz höher schlagen ließ. Nein, das geht viel tiefer. Gemeinsam mit Menschen ihre eigene Marke entwickelt, herausfinden, wer sie sind, wie ihre Geschichte ist, welche Visionen sie haben, ihnen diese Werte als Grundstein ihrer Marke an die Hand zu geben und on top ein authentisches Logo + Webseite zu entwickeln. DAS lässt mein Herz höherschlagen. Menschen sind so unglaublich faszinierend! Und was für Visionen und Träume sie alle haben. Wahnsinn. WAHNSINN. Ihnen bei der Erfüllung ihrer Träume zu helfen, ist für mich selbst die Erfüllung.

Diese komplette Reise zu mir selbst hat mir geholfen, aus der Depression herauszukommen. Trotzdem empfehle ich jedem, der Anzeichen einer Depression zeigt, sich professionelle Hilfe zu suchen und diese Themen aufzuarbeiten. Nur weil es bei mir so gut funktioniert hat, das selbst zu machen, würde ich es nicht empfehlen, das alleine durchzustehen. TROTZDEM empfehle ich jedem meinen Weg – finde heraus, WER du bist, was du im Leben willst und handle danach! Lerne, dich und deine Fehler zu akzeptieren und zu lieben. Denke immer POSITIV, es wird dein Leben so sehr bereichern!!

Alles Liebe
deine Franzi

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